Glossar zu Syndromen des Globalen Wandels

Die mit # gekennzeichneten Symptome sind detailliert ausgeführt, alle weiteren sind allgemein definiert.

Änderung ozeanischer Strömungen.
Anspruchssteigerung.
#Anthropogen verursachte Artenverschleppung.
#Arten- und Genverluste.
Ausbau der Verkehrswege.
#Ausweitung landwirtschaftlicher Nutzflächen.
Ausweitung westlicher Konsum- und Lebensstile.
Bevölkerungswachstum.
Demokratisierung.
Deposition und Akkumulation von Abfällen.
Emanzipation der Frau.
Entwicklung neuer Werkstoffe.
Entwicklung regenerativer Energien.
Erhöhung der Mobilitätsbereitschaft.
#Erosion.
#Fertilitätsverlust des Bodens.
Fortschritt in der Bio- und Gentechnologie.
Fortschritt in der Informationstechnologie.
#Fragmentierung natürlicher Ökosysteme.
Fundamentalistische Strömungen.
Geldwirtschaft.
Gesundheitsschäden durch Umweltbelastungen.
Globalisierung der Märkte.
Individualisierung.
Industrialisierung.
Institutionalisierung von Sozialleistungen.
#Intensivierung der Landwirtschaft.
Intensivierung von Ausbildung und Qualifikation.
Internationale Migration.
Internationale Verschuldung.
#Konversion natürlicher Ökosysteme.
Landflucht.
Mechanisierung und Automatisierung.
Medizinischer Fortschritt.
Meeresspiegelanstieg.
Nichtregierungs-Organisationen (NRO).
Politikversagen.
Protektionismus.
#Reduktion stratosphärischen Ozons.
#Regionale Luftverschmutzung.
Regionaler und globaler Klimawandel.
Resistenzbildung.
#Rückgang der traditionellen Landwirtschaft.
Rückgang traditioneller gesellschaftlicher Strukturen.
Schädigung von Struktur und Funktion von Ökosystemen.
Sensibilisierung für globale Probleme.
Soziale und ökonomische Ausgrenzung.
Steigerung der Arbeitsproduktivität.
Steigerung der Kapitalintensität.
Steigerung der Nahrungsmittelproduktion.
Steigerung der Ressourcenproduktivität.
Süßwasserverknappung.
Technische Großprojekte.
Technischer Umweltschutz.
Tertiärisierung.
#Troposphärenverschmutzung.
#Überdüngung.
#Übernutzung natürlicher Ressourcen.
Urbanisierung.
Veränderte Frachten von gelösten und partikulären Stoffen.
Veränderung der Eiskappen und Gletscher.
Veränderung der lokalen Wasserbilanz.
Veränderung der Wasserqualität.
Veränderungen des Grundwasserspiegels.
#Verdichtung.
Verlust biosphärischer Senken.
#Versalzung.
#Versauerung.
#Versiegelung.
Verstärkter Treibhauseffekt.
Verstärkung biosphärischer Quellen.
Verstärkung des nationalen Umweltschutzes.
Wachsendes Technologierisiko.
Wachsendes Umweltbewusstsein.
Wachsendes Verkehrsaufkommen.
Wissens- und Technologietransfer.
Zentralisierung wirtschaftspolitischer Strategien.
Zersiedelung.
Zunahme der sozialen und ökonomischen Disparitäten.
Zunahme der Welthandelsströme.
Zunahme ethnischer und nationaler Konflikte.
Zunahme internationaler Abkommen und Institutionen.
Zunahme umweltverträglicher Wirtschaftsweisen.
Zunahme struktureller Arbeitslosigkeit.
Zunahme von Spurengasen.
Zunehmender Tourismus.
#Zunehmender Verbrauch von Rohstoffen und Energie.
Zunehmendes Partizipationsinteresse.


Änderung ozeanischer Strömungen.
An Druckgebiete in der Atmosphäre (Hoch- und Tiefdruck), aus denen Luftbewegungen resultieren, sind ozeanische Strömungen gekoppelt. Zum Beispiel herrscht vor der Westküste Südamerikas normalerweise ein Hochdruckgebiet vor, von dem Luftmassen zum südostasiatischen Tiefdruckgebiet abfließen (Ostwinde). Im Pazifik ergibt sich daraus ein Kaltwasserstrom (Humboldtstrom) vor der Küste Perus. Verändert sich die Lage der Druckgebiete, entstehen Westwinde, die den Humboldtstrom unterdrücken, so dass der äquatoriale Warmwasserstrom bis vor die peruanische Küste vordringt. Neben natürlichen Klimaphänomenen nimmt auch der anthropogen verursachte Klimawandel (Veränderung von Eiskappen und Gletschern) Einfluss auf die Wassertemperatur, die Meeresströmungen und die Höhe des Meeresspiegels. Daraus folgen Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenpopulationen, die z.B. als Grundlagen der Fischereiwirtschaft dienen, so dass damit ebenfalls ökonomische Beeinträchtigungen einhergehen.
Anspruchssteigerung.
Mit zunehmender Lebensqualität steigen die Ansprüche an die Arbeits- und Wohnwelt, vor allem jedoch an die Freizeitgestaltung. Steigender Komfort manifestiert sich z.B. in höherem Flächenverbrauch für Wohnzwecke (Stadtdomizil, Ferienhaus, Kleingarten), privaten Autoverkehr (Straßen, Parkplätze), Einkaufszentren und Hotelkomplexe. Dabei mindern konzentrierte Nutzungsformen (z.B. Gewerbegebiete) die schädigenden Einflüsse auf die Umwelt, begünstigen aber auch Siedelungserweiterungen.
#Anthropogen verursachte Artenverschleppung.
Anthropogene Aktivitäten wie das wachsende Flug- und Schiffverkehrsaufkommen, die Einfuhr landwirtschaftlicher Nutzarten, die Nachführung von Feinden oder das Einschleppen von Krankheitserregern verursachen Artenverschleppungen, die weltweit die Zusammensetzung von Lebensgemeinschaften verändern und die natürliche Durchmischung der Arten verstärken. Strukturen und Funktionen von Ökosystemen sind durch Artenverschleppung gefährdet (Konversion), wovon besonders Endemiten (Vorkommen der Art auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt) betroffen sind. Invasionen wirken sich negativ auf Arten- und Genvielfalt auf lokaler wie globaler Ebene aus. Nicht immer sind mit der Artenverschleppung Probleme verbunden, allerdings sind die Konsequenzen von Einschleppung, Ausbreitung und Einnischung neuer Arten in bereits bestehende Ökosysteme nur schwer vorhersehbar. Die Verhinderung dieses Trends ist Ziel der Biodiversitätskonvention.
#Arten- und Genverluste.
Der Verlust von Arten- und Genvielfalt ist eng miteinander verknüpft, so dass es oft schwierig ist, die wechselseitigen Einflüsse zwischen beiden Aspekten zu differenzieren. Die Häufigkeit von Arten in einem bestimmten Gebiet ist ein Faktor der Artenvielfalt, während die genetische Vielfalt durch die erbliche Variabilität innerhalb und zwischen Populationen bestimmt wird. In isolierten Gebieten wie Inseln oder Seen sowie in nachhaltig gestörten Ökosystemen (Konversion) ist die Gefahr von Arten- und Genverlust wegen starker Verbreitung von Endemiten (Vorkommen der Art auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt) am höchsten. Mit der Abnahme des genetischen Reichtums sinkt auch die Evolutionsfähigkeit der Arten. Die Vielfalt geht insbesondere seit der industriellen Revolution drastisch zurück, wobei die Verluste innerhalb der kommenden 50 Jahre auf 10-50% geschätzt werden (WCMC 1994b, zit. WBGU 1995). Durch Übernutzung und Einschränkung natürlicher Lebensräume werden Populationen bis zum Aussterben der Art dezimiert. Arten- und Genverluste führen zur Degradierung von Ökosystemen, gefährden die Ernährungssicherheit, steigern die Marginalisierung benachteiligter Räume (Verdrängung in Randbereiche) und sind Bremsschuh der medizinischen Forschung sowie der Bio- und Gentechnologie. Konventionen und Institutionen wie die Biodiversitätskonvention, die Ramsar-Konvention, CITES, die Bonner Konvention, die Alpen-Konvention, die FFH-Richtlinie sowie UNEP, IUCN, WWF und WRI setzen sich für den Erhalt von Arten- und Genvielfalt ein.
Ausbau der Verkehrswege.
Der Ausbau der Verkehrswege dient der Marktanbindung wirtschaftlich lukrativer Randgebiete. In diesem Zusammenhang kommt es zu schädigenden Eingriffen in natürliche Ökosysteme (Fragmentierung von Ökosystemen, Versiegelung von Boden, Umleitung von Gewässerläufen, Belastungen mit Toxinen aus Abgasen und Feststoffen). Mit dem Ausbau der Verkehrswege gehen Urbanisierung, Ressourcenerschließung und neben ökonomischen auch Veränderungen der gesellschaftlichen Strukturen einher.
#Ausweitung landwirtschaftlicher Nutzflächen.
Landwirtschaftliche Nutzflächen dienen dem Ackerbau, der Viehzucht und der Fischereiwirtschaft. Die Ausweitung der Nutzfläche trägt der wachsenden Bevölkerung Rechnung (Ernährung, Bekleidung). Weiterhin bestimmen Urbanisierung, Migration und soziale wie ökonomische Disparitäten (Ungleichheiten) die Ausweitung der Nutzfläche. Erfolgt die Ausweitung auf Kosten von Busch- und Waldflächen, werden natürliche Ökosysteme konvertiert. Wird die landwirtschaftliche Produktion auf marginale Flächen ausgeweitet, besteht die Gefahr der Übernutzung ihres biotischen Potentials (z.B. durch Ziegenverbiss von Buschwerk, Brennholzgewinnung über die Regenerationsrate hinaus).
Ausweitung westlicher Konsum- und Lebensstile.
In westlichen Industrieländern wächst die gesellschaftliche Bedeutung des Konsums von Waren und Dienstleistungen, in dessen Zusammenhang sich Muster der individuellen Lebensführung herausgebildet haben. Der Konsum betrifft nicht nur den Verbrauch von Kalorien, Stoffen und Materialien, sondern ist zunehmend auch Ausdruck der Persönlichkeit und dient der Milieuzugehörigkeit und –abgrenzung.
Bevölkerungswachstum.
Die Bewohner der Erde haben sich von 1920 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts von 1,8 auf >5 Mrd. vermehrt. Davon leben knapp 60% in Asien, 14% in Amerika, 12% in Afrika und 10% in Europa. Der Zeitraum, der zur Verdopplung benötigt wird, verringert sich immer weiter. Um Christi Geburt betrug er 1600 Jahre, heute verdoppelt sich die Erdbevölkerung in <100 Jahren. Das enorme Anwachsen ist vor allem durch Fortschritte der Medizin (Verringerung der Kindersterblichkeit) und die Industrialisierung hervorgerufen worden. In Entwicklungsländern ist daher eine drastische Bevölkerungszunahme auch für die Zukunft zu erwarten, während in den industrialisierten Regionen die Einwohnerzahlen tendenziell abnehmen. Aufgrund des lokal z.T. enormen Bevölkerungsdrucks wird die landwirtschaftliche Produktion auf marginale Räume ausgedehnt (Kultivierung steiler Gebirgshänge und nährstoffarmer Böden, Bewässerung von Wüsten), deren Ertragspotenzial die Nahrungsmittelversorgung nicht sicherstellt. Aus den negativen ökologischen Konsequenzen (Übernutzung natürlicher Ressourcen) folgen häufig ökonomische und soziale Marginalisierung (Verdrängung).
Demokratisierung.
Institutionelle Verstärkung der Partizipation (Beteiligung) von Individuen und Gruppen an der politischen Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse durch Staat und nichtstaatliche Organisationen. Demokratische Systeme nehmen stärker Bezug zu Interessen, Präferenzen, Meinungen und Zukunftsvorstellungen der Bevölkerung innerhalb des Gesellschaftssystems als nicht-demokratische Staatsformen (z.B. Diktatur).
Deposition und Akkumulation von Abfällen.
Deposition bezeichnet die Ablagerung und Akkumulation die Ansammlung von Reststoffen aus Haushalten, Produktionsprozessen und Landwirtschaft. Abfalldeposition und Akkumulation begünstigen die Überdüngung von Ökosystemen (Eutrophierung), die Versauerung von Gewässern, verändern Stoffkreisläufe in Ökosystemen und schädigen häufig das Landschaftsbild.
Emanzipation der Frau.
Ursprünglicher Begriff der römischen Rechtssprache: der Vorgang, den Sohn aus der familiären Abhängigkeit zur zivilrechtlichen Eigenverantwortlichkeit zu führen. Die Emanzipation der Frau ist ihre Befreiung von traditionsgebundenen Anschauungen und Gesetzen.
Entwicklung neuer Werkstoffe.
Die Entwicklung synthetischer Rohstoffe für Produktionsprozesse hat den Vorteil, dass der Verbrauch natürlicher Ressourcen durch Effizienzsteigerung vermindert wird. Außerdem tragen neue Katalysatoren zur Reduktion von Emissionen bei. Gleichzeitig stellt sich jedoch das Problem der Abfallentsorgung, da z.B. Plaste, synthetische Gummi und Fasern (GoreTex) in den seltensten Fällen kompostierbar sind.
Entwicklung regenerativer Energien.
Die Nutzung von Solar-, Wind- und Wasserenergie trägt zur Schonung der natürlichen nicht-regenerierbaren Ressourcen wie z.B. Kohle, Erdöl und Erdgas bei und sind deshalb unerlässlich für eine sinnvolle Gestaltung der Energiewirtschaft. Sonnenenergie liefert vor allem in subtropischen, strahlungsreichen Regionen wirtschaftlich rentable Zusatzenergie, während Windkraft in Küstennähe und Wasserkraft in seenreichen Gebirgen Bedeutung erlangt. Aufgrund der Einzelproduktion sind die Systeme in der Anschaffung gegenwärtig noch sehr kostenintensiv.
Erhöhung der Mobilitätsbereitschaft.
Strukturelle Veränderungen des Arbeitsmarktes fordern die Bereitschaft, sowohl räumliche als auch zeitliche Flexibilität zu entwickeln. Verbunden sind damit Veränderungen des Wohn- und Arbeitsortes, der Anfahrtswege und der Arbeitszeiten, die z.B. Migrationsprozesse und das Verkehrsaufkommen fördern.
#Erosion.
Erosion ist ein Prozess der Bodendegradation, der durch den Abtrag von Bodenmaterial gekennzeichnet ist. Unterschieden werden Wasser- und Winderosion. Verlagerung von Bodenmaterial tritt vor allem in Regionen mit starken Niederschlägen, im Steilrelief und bei lückenhafter Vegetationsdecke auf. Böden sind besonders erosionsanfällig, wenn durch Abholzung, Überweidung und Bodenbearbeitung ihre Oberfläche ungeschützt vorliegt oder strukturell degradiert wird. Die Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzflächen ist die wichtigste Ursache anthropogen bedingter Erosion. Die Entfernung von Oberböden führt zu Nährstoffexporten und damit verbundenen Produktionseinbußen. In extremen Fällen wird der Wurzelraum so stark eingeschränkt, dass eine landwirtschaftliche Nutzung nicht mehr möglich ist. In strukturlabilen Böden bilden sich Rinnen und Gräben (Gullies), die durch Bodenbearbeitung nicht mehr ausgeglichen werden können.
#Fertilitätsverlust des Bodens.
Die Vegetation nimmt die benötigten Nährstoffe mit dem Wasser über die Wurzeln auf. Voraussetzung dafür ist die Pflanzenverfügbarkeit von Ionen und Wasser im Boden. Anthropogene Schadstoffeinträge in die Atmosphäre und saurer Regen belasten und verändern die Ökosysteme so stark, dass unter den neuartigen chemischen Bedingungen Nährstoffe und Humus aus dem Boden ausgewaschen werden und sich phytotoxische (giftig für Pflanzen) Ionen wie Aluminium anreichern können. Der Rückgang der traditionellen Landwirtschaft, die Ausweitung der agrarischen Nutzfläche und die Konversion naturnaher Ökosysteme verstärken den Verlust an Nährstoffen und Humus. Bei Fertilitätsabnahme ist einerseits die Nährstoffversorgung nicht gesichert, zum anderen können akkumulierte Mineralien die Pflanzenwurzeln schädigen. Aus Fertilitätsverlust folgen die Veränderung und KonversionVerlust an biologischer Vielfalt. Marginalstandorte verlieren ihre ohnehin geringe landwirtschaftliche Potenz, womit Kleinbauern ökonomisch und sozial zunehmend benachteiligt werden.
Fortschritt in der Bio- und Gentechnologie.
Die technische Umsetzung biologischer Prozesse und Funktionsprinzipien hilft bei der Beseitigung von Abfall (z.B. Altöl), der Reinigung von Abwässern (z.B. mikrobieller Nitrat- und Sulfatabbau in biologischen Klärstufen) und der Energiegewinnung aus Biomasse (Biogas Methan zum Heizen). Mit Hilfe neuer Techniken der Erbgutmanipulation wurden leistungsfähige und resistente Arten für die Landwirtschaft entwickelt (Hochleistungsrinder, schädlingsresistente Getreidesorten). Die Gentechnologie bringt neben positiven Umweltaspekten auch potenzielle Gefahrenquellen (z.B. Entstehung von Krankheitserregern) sowie ethische Konflikte mit sich.
Fortschritt in der Informationstechnologie.
Die Erzeugung, Übertragung, Verarbeitung und Speicherung von Informationen (Nachrichten) ist in den vergangenen Jahren durch die rasche Entwicklung von Internet und Geographischen Informationssystemen (GIS) stark vorangetrieben worden. Mit GIS können Folgeabschätzungen von Eingriffen in den Naturhaushalt wie z.B. bei der potenziellen Trassenlegung der Magnetschwebebahn erleichtert werden.
#Fragmentierung natürlicher Ökosysteme.
Fragmentierte Ökosysteme sind in ihrer räumlichen Gesamtheit gestört und in einzelne Teilsegmente zerschnitten worden. Die Anlage von Verkehrswegen (Autobahnen, Gleiskörper) und Siedlungsaktivitäten wie Versiegelung von Flächen im Zuge wachsender urbaner Räume fördern die Zergliederung von Ökosystemen. Die Fragmentierung verhindert Wanderungsbewegungen der Organismen zur Nahrungssuche und Fortpflanzung und hemmt den Genaustausch.
Fundamentalistische Strömungen.
Fundamentalistische Strömungen kanalisieren soziale Deklassierungserfahrungen (Herabstufung im sozialen System) und Bedrohungsempfindungen unterprivilegierter Schichten angesichts einer aufblühenden Außenwelt. Die Strömungen etablieren sich als politische Gegenbewegung, die den als bedrohlich wahrgenommenen Modernisierungstrends entgegensteht. Der Fundamentalismus setzt auf Reinheit, Orientierungskraft und Lösungskompetenz eines politisch-religiösen Programms, das oft totalitäre und puristische Züge trägt.
Geldwirtschaft.
Wirtschaftsform, bei der Geld als allgemeines Zahlungsmittel die Regel, dagegen Eigenversorgung und Naturaltausch die Ausnahme bilden.
Gesundheitsschäden durch Umweltbelastungen.
Der Mensch ist als integraler Bestandteil der gekoppelten Natur- und Anthroposphäre unweigerlich dem Wandel dieser Systeme ausgesetzt. Neben lokalen und regionalen Umweltbelastungen werden Gesundheitsschäden in zunehmenden Maße auch durch die aus dem globalen Wandel der Natursphäre, insbesondere der Stratosphäre, bedingten Effekten auf die menschliche Gesundheit geprägt. Mit unterschiedlichen regionalen Schwerpunkten treten z.B. Erkrankungen der Atemwege, erhöhte Anfälligkeit gegenüber natürlichen Allergenen und Immunschwächen aufgrund von Luftbelastungen durch Schwefeldioxid, Stickoxide, Staub und Ozon auf. Die Aufnahme von Schwermetallen und organischen Verbindungen über Trinkwasser und Nahrungsmittel führt zu Krebserkrankungen, Nierenfunktionsstörungen, Erbgutveränderungen und Missbildungen. Pathogene Keime rufen Infektionskrankheiten wie Cholera, Typhus und Hepatitis hervor. Des weiteren entstehen Gesundheitsschäden durch Lärm und erhöhte UV-Strahlung.
Globalisierung der Märkte.
Nationale Märkte werden gemäß Freihandelsdoktrin für alle Handelsnationen zugänglich, d.h. es herrscht freier Marktzutritt. Die wirtschaftspolitische Forderung nach Freihandel beruht auf der Hypothese, dass die Welt und die am Außenhandel beteiligten Ländern durch den internationalen Warentausch Wohlfahrtsgewinne erzielen können.
Individualisierung.
Steigende Bedeutung individueller Präferenzen und Entscheidungen für das äußere Lebensschicksal der eigenen Person. Die Prägekraft traditioneller Herkunftsmilieus (z.B. Stamm, Nation, Klasse, Familie) für die Form der alltäglichen Lebensführung (z.B. Berufswahl, Partnerwahl, Konsumentscheidungen, Freundschaften, Freizeitaktivitäten) und für die Einstellungs- und Wertmuster (z.B. politische Präferenzen, Weltdeutungen, Selbstkonzepte) nimmt kontinuierlich ab, während die Bedeutung individueller Optionen, Kompetenzen und Entscheidungen dafür wichtiger wird.
Industrialisierung.
Expansion moderner technischer Verfahren und Produktionsprozesse, die mit Belastungen von Luft, Wasser und Boden durch Abfälle einhergehen. Aus der räumlichen Ausdehnung können die Fragmentierung von Ökosystemen bis hin zu deren Konversion, die Übernutzung von Standorten, Versiegelung und Schadstoffdeposition folgen. Außerdem fördert der mit der Industrialisierung allgemein zunehmende Lebensstandard das Abwandern aus der Landwirtschaft (Landflucht, Urbanisierung).
Institutionalisierung von Sozialleistungen.
Die staatliche Unterstützung wirtschaftlich schwacher Familienmitglieder (Sozialhilfe) und die Altersbetreuung (Pflegeversicherung) hebt zum einen die Kosten, die z.T. durch Steuergelder gedeckt werden. Zum anderen verliert das Zusammenleben in Großfamilien an Bedeutung, da sich junge Familienangehörige aus der Altersversorgung zurückziehen.
#Intensivierung der Landwirtschaft.
Das Verhältnis der eingesetzten Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital, Boden) definiert die Intensität der Landwirtschaft. Durch erhöhten Düngemitteleinsatz oder den Übergang vom Grabstock zum Pflug (Mechanisierung und Automatisierung) erfolgt eine Intensivierung der agrarischen Produktion, die durch die Zunahme des Verhältnisses Kapital/Boden gekennzeichnet ist. Arbeitsintensivierung erfolgt z.B. durch Substitution von Herbiziden durch Jäten und Terrassenbau. Verkürzung von Brachezeiten berührt beide Intensivierungsaspekte.
Industrialisierung fördert die Verknappung des Arbeitskräfteangebots in der Landwirtschaft, so dass der Faktor Arbeit häufig durch Kapital substituiert wird. Via Zinsvergünstigungen, Prämien und Begünstigungen von Großfarmen und Plantagen treibt die Politik die Intensivierung der Landwirtschaft an. Der Intensivierungsdruck nimmt außerdem durch die Globalisierung der Märkte zu. Kapitalinput steigt durch Impulse aus der Bio- und Gentechnologie.
Unangepasste Nutzung landwirtschaftlicher Flächen zieht Erosion , Verdichtung des Bodens, Verlust biologischer Vielfalt nach sich. Stark industrialisierte Länder erfahren durch Kapitalintensivierung Freisetzung bisher landwirtschaftlich Beschäftigter und erhöhten Abwanderungsdruck aus ländlichen Regionen.
Intensivierung von Ausbildung und Qualifikation.
Um Umweltschäden frühzeitig erkennen und verhindern zu können, sind Bewusstsein und fachspezifische Kenntnisse erforderlich, für die bereits in der schulischen und der beruflichen Ausbildung durch intensive Auseinandersetzung mit Umweltproblemen, politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen Grundsteine gelegt werden (Umweltbildung). Darauf aufbauende, hoch qualifizierende Ausbildungsberufe schaffen die Voraussetzungen, wachsende Technologierisiken zu bewältigen und damit die natürliche Umwelt langfristig zu erhalten.
Internationale Migration.
Wanderungsbewegungen im überregionalen Maßstab, die aus Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt sowie sozialen und politischen Disparitäten folgen.
Internationale Verschuldung.
Seit dem rapiden Anstieg der Erdölpreise zu Beginn der 1970er Jahre wurden die internationalen Kapitalmärkte mit Finanzmittel der erdölexportierenden Staaten überschwemmt. Verbunden mit einer Konjunkturabschwächung in den Industriestaaten führte dies zu niedrigen Zinssätzen, die viele Entwicklungsländer zu hohen Kreditaufnahmen im Ausland veranlassten. Hohe Haushaltsdefizite und verfehlte Wirtschafts- und Investitionspolitik waren häufige Folgen. Prestigeprojekte und Rüstungskäufe, die mit den Krediten finanziert wurden, waren kaum rentabel, entsprechend konnten die Zinsrückzahlungen nicht erwirtschaftet werden. Als Reaktion darauf wurde das Exportvolumen erhöht, woraufhin die Preise fielen und Ausfuhrbemühungen zunahmen. Der Teufelskreis nahm in den 1980er Jahren als internationale Schuldenkrise Gestalt an.
#Konversion natürlicher Ökosysteme.
Unter Konversion ist die Umwandlung eines bestehenden in ein anderes Ökosystem zu verstehen. Die Umwandlung erfolgt innerhalb einer kurzen Zeitspanne und geht mit der Vernichtung des ursprünglichen Ökosystems einher. Dieser Trend ist weltweit in allen terrestrischen Ökosystemen zu beobachten. Beispiele sind die Zerstörung der tropischen Regenwälder, der Waldökosysteme der boralen Zone sowie die Vernichtung von Savannen und Feuchtgebieten. Polargebiete sind kaum und Wüsten nur in den Randzonen von Konversion betroffen.
Die Konversion von Ökosystemen wird durch Versiegelung, Zersiedelung und die Ausweitung der landwirtschaftlichen Produktion
Die Umwandlung von Lebensräumen ist die Hauptursache für den Verlust der biologischen Vielfalt. Die Zerstörung der natürlichen Lebensräume führt sowohl zur Verringerung der Artenzahlen als zu Veränderungen der Zusammensetzung von Lebensgemeinschaften (Abundanz), wovon vor allem Spezialisten mit engen ökologischen Nischen betroffen sind. Durch Zuchtwahl wurde die genetische Diversität der wichtigsten Kulturarten erheblich reduziert und in einigen Fällen die Wildformen ausgerottet (Generosion ). Die Vernichtung natürlicher Ökosysteme – wie das Abholzen von Wäldern - führt zu Nährstoffauswaschung und Bodenerosion . Diese Veränderungen haben weitreichende Folgen für das globale wie regionale Klimageschehen. gefördert. Weiterhin tragen Verschuldung, Globalisierung und Tourismus zur Zerstörung natürlicher Ökosysteme bei. Wachsendes Umweltbewusstsein und demokratische Prozesse können Konversion abschwächen.
Landflucht.
Binnenwanderung und berufliche Mobilität vom Land in die Stadt, die häufig aus wirtschaftlicher Notlage heraus erfolgen. Landflucht ist eine notwendige Voraussetzung und zugleich Begleiterscheinung der Industrialisierung.
Mechanisierung und Automatisierung.
Einsparung menschlicher Arbeitskraft durch Schaffung technischer Einrichtungen, die meist elektronisch gesteuert werden und die Produktion schneller, genauer und nach Erwirtschaftung der hohen Investitionskosten ökonomischer gestalten. Automatisierung und Mechanisierung bringen eine Erhöhung des Lebensstandards mit sich, jedoch auch wirtschaftliche und soziale Probleme. Die Struktur des Arbeitsmarktes ändert sich infolge zunehmender Verwaltungs- und Kontrollaufgaben, erfordert eine Reformation des Ausbildungswesens und ist häufig mit dem ersatzlosen Abbau von Arbeitsplätzen verbunden ( Zunahme struktureller Arbeitslosigkeit).
Medizinischer Fortschritt.
Die Weiterentwicklung der Medizin ist eng mit der Bio- und Gentechnologie verknüpft (z. B. künstliche Insulinproduktion). Als Folge des medizinischen Fortschrittes wurden die Kindersterblichkeit und das Auftreten tödlicher Krankheiten (Cholera, Pest) drastisch reduziert. Problematisch ist jedoch die Zugänglichkeit der Medikamente auf der Welt, die mittels Patenten und in Genpools größtenteils auf die Industrienationen beschränkt bleiben. Deshalb gelangen in Entwicklungsländern häufig minderwertige Duplikate auf den Markt (z.B. AIDS-Medikamente in Südafrika), deren Einnahme z.T. mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden ist.
Meeresspiegelanstieg.
Der Meeresspiegel steigt durch das Abschmelzen von Gletschern an (Veränderung der Eiskappen und Gletscher). Daraus ergeben sich weitreichende Folgen für Gebiete, die sich nur gering über den Meeresspiegel erheben. So werden z. B. die Tiefländer in Bangladesh und Indien sowie in Norddeutschland überschwemmt und stehen demzufolge nicht mehr für die menschliche Besiedelung und landwirtschaftliche Nutzung zur Verfügung.
Nichtregierungs-Organisationen (NRO).
Nichtregierungs-Organisationen werden auf lokaler, regionaler oder globaler Ebene von Einzelpersonen oder Interessensvertretungen initiiert. Sie arbeiten unabhängig von staatlichen Vorgaben, übernehmen politische Koordination, Projektplanung, Management und sind vor allem im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und Medienproduktion aktive Vorreiter (z.B. Greenpeace, Bund für Umwelt und Naturschutz BUND, Naturschutzbund Deutschlands NABU, People and Nature PAN).
Politikversagen.
Auf politischer Ebene sind Sanktionen (Auflagen bei Verstößen gegen Umweltgesetze) ein Mittel, um den Schutz der Umwelt zu gewährleisten. Herrscht eine schwache Sanktionspolitik im Zusammenwirken mit Korruption vor, können Naturschutzstrategien nicht effizient durchgesetzt werden. Von Politikversagen spricht man, wenn Schutzmaßnahmen aufgrund fehlender Kompetenz und Motivation der Politiker nicht umgesetzt werden können.
Protektionismus.
Wirtschaftspolitisches Prinzip, das besonders im Außenhandel die inländischen Erzeuger durch Einfuhrkontingente, Schutzzölle etc. vor dem Wettbewerb des Auslandes schützt. Der globale Warenaustausch wird gegenüber dem regionalen Transfer benachteiligt. Im Gegensatz dazu fördert Freihandel die Globalisierung der Märkte.
#Reduktion stratosphärischen Ozons.
Aus dem Abbau anthropogener Spurengase (vgl. Treibhauseffekt) in der Stratosphäre gehen für den Ozonabbau verantwortlichen Verbindungen wie Chlormonoxid (ClO), Brommonoxid (BrO) und Stickoxide hervor.
Chlor und Brom, Abbauprodukte der FCKWs, zerstören Ozon (O3 ) in der Stratosphäre. Des weiteren tragen erhöhte N2 O- und CH4-Gehalte wegen der Bildung ozonabbauender Katalysatoren wie NO und OH zur Reduktion des Ozons bei. Extreme Ozonverluste sind dort zu verzeichnen, wo die homogene Gaschemie der Stratosphäre durch heterogene Prozesse (chemische Umwandlung an Oberflächen fester und flüssiger Bestandteile) überlagert wird. Dies trifft vor allem auf die Antarktis, deren Stratosphäre sich im Verlauf des Winters stark abkühlt, zu.
Ein Abbau im Bereich der maximalen Ozonkonzentration (etwa zwischen 20 und 30 km Höhe) ist mit der Zunahme des UV-B-Strahlungsanteils in den tieferen Schichten der Atmosphäre verbunden. Aus dem Ozonabbau erwachsen Veränderungen von Klima, Ökosystemen sowie Risiken hinsichtlich Ernährung und Gesundheit des Menschen.
#Regionale Luftverschmutzung.
Konzentration toxischer Verbindungen in bodennahen Luftschichten nahe von Verschmutzungsquellen, die innerhalb der Wohn- und Arbeitssphäre Belastung hervorrufen. Relevante Schadstoffe sind Gase wie Schwefeldioxid (SO2 ), Stickoxide (NOx) und Ozon (O3) sowie Kohlenwasserstoffe, feste Partikel und Schwermetalle.
Aus zunehmender Urbanisierung, Verkehrs- und Industriedichte resultierende Emissionen verstärken die Luftverschmutzung. Zusätzlich sind Transportprozesse in der Atmosphäre in Betracht zu ziehen. Schadstoffanreicherungen verursachen Veränderungen von natürlichen Systemen und Gesundheitsschäden beim Menschen.
Regionaler und globaler Klimawandel.
Im Gegensatz zu natürlichen langfristigen Klimaänderungen der Erdgeschichte treten kurzfristige Veränderungen der allgemeinen Witterungserscheinungen eines Gebietes (regional) oder der Erde (global) auf, die als Klimawandel bezeichnet werden. Einerseits hat der Klimawandel natürliche Ursachen wie die Änderung des Staubgehaltes der Stratosphäre (Vulkanausbrüche) oder der Meeresströmungen, andererseits beeinflusst insbesondere der Mensch durch großflächige Vernichtung von Wäldern, zunehmende Luftverschmutzungen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe und der Verwendung von Treibgasen (Aerosol-Sprühdosen) das Klima nachhaltig. Der Klimawandel hat oft negative Konsequenzen für die landwirtschaftliche Nutzung, Fischereiwirtschaft, Gesundheit und Lebensqualität, da eine Anpassung an das veränderte Klima kurzfristig kaum realisierbar ist.
Resistenzbildung.
Durch Anpassung können Organismen unempfindlich (resistent) gegenüber Umwelteinflüssen werden. Die Vegetation bringt durch natürliche Auslese schädlingsresistente Individuen hervor, während landwirtschaftliche Nutzpflanzen resistent gezüchtet werden (Bio- und Gentechnologie ). Beim Menschen wirken sich Impfprogramme, die Krankheiten lokal stark zurückdrängen (Masern, Pocken, Cholera), positiv aus. Die in der Massentierhaltung (z.B. Hühnerfarmen) eingesetzten Antibiotika wirken jedoch über die Nahrungskette negativ auf den Menschen und lösen Resistenzen aus. Damit sind Antibiotika in einigen Fällen unwirksam in der Behandlung von Krankheiten.
#Rückgang der traditionellen Landwirtschaft.
Die traditionelle Landwirtschaft umfasst Produktionsmethoden und das Agrarwissen kleinbäuerlicher Gruppen der Almenwirtschaften Mitteleuropas sowie subsistenzorientierter Anbaumethoden der Tropen und Subtropen. Aufgrund von Modernisierungsprozessen verlieren sie an ökonomischer Kraft und sozialer Stellung.
Da die ursprüngliche Bewirtschaftung arbeitsintensiv ist, wirken sich Arbeitskräftefluktuationen, die im Zusammenhang mit Migrationsbewegungen (Landflucht) stehen, negativ aus. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft werden ländliche Produzenten häufig verdrängt und zur Aufgabe der herkömmlichen Bewirtschaftung z.B. zugunsten einer kurzfristigen Ertragssteigerung durch verkürzte Brachezeiten gezwungen. Die Verbreitung westlicher Lebens- und Konsumgewohnheiten sowie marktwirtschaftlicher Ordnungsprinzipien verdrängt Produkte des traditionellen Anbaus vom Markt (z.B. Weizen- statt ursprünglichem Hirsekonsum in Westafrika). Politische Aktivitäten orientieren sich vornehmlich an städtischen Leitbildern (Infrastruktur, Arbeitsplatzpotenziale, Nahrungsmittelversorgung, Gesundheitsvorsorge, Bildung), die den Stadt-Land-Kontrast verschärfen und die Migration ankurbeln (z.B. Konflikt Nomaden und Zentralregierungen Westafrikas).
Als Folgen der abnehmenden traditionellen Landbewirtschaftung treten Degradation der Bodenstruktur, Fertilitätsverluste und Erosion in den Vordergrund. Gehen traditionelle Methoden, Rechtssysteme und Wissen verloren, deckt sich die degradierende Wirkung dieses Trends mit der Intensivierung der Landwirtschaft.
Rückgang traditioneller gesellschaftlicher Strukturen.
Die Modernisierung der Gesellschaft, d.h. die Herausbildung kapitalistisch-marktwirtschaftlicher Produktionsweisen, demokratischer Staatsformen sowie säkularisierten und verwissenschaftlichten Kulturen, war in den heutigen Industrieländern mit einer Auflösung vormoderner wirtschaftlicher, politischer und kultureller Strukturen verbunden. Es traten gewinn- und rentabilitätsorientierte Formen der Betriebsführung in Konkurrenz zur Subsistenzwirtschaft, zentralstaatliche Formen an die Stelle charismatischer Stammesherrschaften und über Generationen praktizierte religiöse Zeremonien und festgelegte Wertvorstellungen werden durch die wissenschaftlich-technische Zivilisation herausgefordert. Die Weltgesellschaft insgesamt im Zeitverlauf betrachtet, versteht sich dieser Trend als Verlust kultureller Vielfalt.
Schädigung von Struktur und Funktion von Ökosystemen.
Durch anthropogene Eingriffe werden Ökosysteme in ihren natürlichen Prozessabläufen gestört, so dass sie strukturellen und funktionalen Veränderungen unterliegen, die bis zur Zerstörung der System führen können (Konversion). Beispiele für schädigende Eingriffe sind die Entnahme von Biomasse (Holzgewinnung in Wäldern, Fischereiwirtschaft), die landwirtschaftliche Produktion (vorbereitende Abholzung, Bodenbearbeitung, Einsatz von Düngemitteln), die Urbanisierung, die Zersiedelung der Landschaft, Emissionen aus Industrie und Verkehr und der Ausbau der Verkehrswege.
Sensibilisierung für globale Probleme.
Aufgrund offensichtlicher Schädigungen an Umwelt und menschlicher Gesundheit werden problematische Entwicklungen und deren Folgen zunehmend schneller erkannt und publiziert. Die Problemwahrnehmung der Bevölkerung ist eine wichtige Voraussetzung für die notwendige Änderung umweltrelevanter Produktions- und Konsumformen. In den meisten internationalen Erklärungen und Konventionen zur Bewältigung globaler Umweltprobleme und ihrer Folgen werden eine Stärkung des Umweltbewusstseins der Bevölkerung und Maßnahmen zur Umweltbildung gefordert.
Soziale und ökonomische Ausgrenzung.
Faktoren, die zur sozialen und ökonomischen Ausgrenzung führen, sind z.B. Langzeitarbeitslosigkeit, ein niedriges Einkommen und ein geringes Ausbildungsniveau. Mit der zwangsweisen Ausgrenzung aus dem Arbeitsleben verändern sich die Beziehungen zum sozialen Umfeld. Z.B. finden Kinder, deren Eltern arbeitslos sind oder über weniger finanzielle Mittel verfügen, weniger Anerkennung innerhalb ihrer Schulklassen.
Steigerung der Arbeitsproduktivität.
Je höher das Verhältnis von eingesetzter Arbeit zum Endprodukt, desto größer ist die Arbeitsproduktivität. Einsparungen an menschlicher Arbeitskraft und Zeit sind auf die Automatisierung der Produktion und technologische Fortschritte zurückzuführen. Aus der Steigerung der Arbeitsproduktivität folgen zunehmende Produktionskapazitäten, die zur Erhöhung des Ressourcenverbrauchs und zu Umstrukturierungen auf dem Arbeitsmarkt führen, sowie eine Erhöhung des materiellen Lebensstandards.
Steigerung der Kapitalintensität.
Die Umsetzung neuer Projekte erfordert geistige, materielle und finanzielle Investitionen. Die Mengen an Rohstoffen, Geld und Arbeitskräften, die als Kapital in die neue Produktion einfließen, entscheiden mit über die Rentabilität des Unternehmens.
Steigerung der Nahrungsmittelproduktion.
Die anwachsende Bevölkerung erfordert hohe Nahrungsmittelmengen, die in erster Linie durch Intensivierung der Agrarproduktion erwirtschaftet werden. Gesteigerter Düngemitteleinsatz, intensivere Bodenbearbeitung, erhöhte Viehbestandsdichten und höhere Bewässerungsgaben, die daraus folgen, suchen die Leistungsfähigkeit der Agrarökosysteme auszuschöpfen. Übersteigt der Ernteentzug die Regenerationskraft der Ökosysteme (Übernutzung), muss der Anbau auf Ersatzflächen verlegt werden, womit eine Zunahme des Flächenverbrauchs verbunden ist oder marginale Räume mit geringem Ertragspotenzial (flachgründige, nährstoffarme Böden, steile Hänge, Trockengebiete) in die landwirtschaftliche Produktion einbezogen werden und die Produktionskosten drastisch erhöhen können.
Steigerung der Ressourcenproduktivität.
Ressourcen sind Rohstoffe, die der Herstellung von Gütern dienen. Ihre Produktivität ergibt sich aus dem Leistungsoutput (Ertrag) pro eingesetzter Ressourceneinheit. Technische Innovationen und Recycling von Altmaterial vermindern die Einsatzmenge natürlicher Rohmaterialien und erhöhen damit die Produktivität der Ressourcen. Gleichzeitig sinkt die Nachfrage nach natürlichen Rohstoffen, wodurch nicht-regenerierbare Energiequellen geschont werden (Kohle, Erdöl, Erdgas).
Süßwasserverknappung.
Die intensive Bewässerung, die Trinkwassergewinnung und erhöhte Evapotranspirationsleistungen (durch Abholzungen und Veränderungen von Vegetationsbeständen) schränken die Regeneration des Süßwasservorrates ein. Mit der Verknappung gehen häufig kriegerische Auseinandersetzungen (z.B. Jordangebiet) einher, die sowohl ökonomisch als auch politisch motiviert sind.
Technische Großprojekte.
In industrialisierten Regionen, in Verkehrswesen und Wasserbau erlangen technische Großunternehmen, die der wirtschaftlichen Anbindung marginaler Regionen (Straßen- und Schienenbau), der Versorgung der Bevölkerung und der effizienten Nutzung natürlicher Ressourcen dienen (Wasserkraftwerke, Staudämme) immer größere Bedeutung. Beispielhaft dafür stehen die Rhein-Kanäle, der Große Kanal (Yunhe, China), die Melioration (Be- und Entwässerung) landwirtschaftlicher Nutzflächen und Windkraftanlagen entlang von Küsten.
Technischer Umweltschutz.
Technische Maßnahmen, die die Biosphäre vor schädigenden Einflüssen schützen und eingetretene Schäden beseitigen oder mildern sollen. Der technische Umweltschutz umfasst Bemühungen zur Reinhaltung von Luft, Wasser und Boden, die Abfallbeseitigung sowie den Lärm- und Strahlenschutz.
Emissionen aus Industrie, Verkehr und Haushalten können durch Einbau von Filteranlagen (Rauchgasentschwefelung) Waschverfahren, Katalysatoren, Änderungen im Produktionsprozess, Einsatz von Ersatzstoffen wirksam reduziert werden. Abwässer werden in Kläranlagen mechanisch, chemisch und z.T. biologisch vorgereinigt. Vor allem biologisch nicht abbaubare Substanzen wie anorganische Salze, Mineralöle und cyclische Kohlenwasserstoffe überfordern die Selbstreinigungskraft von Gewässern und müssen daher entfernt werden. Der Maßnahmenbereich zum Schutz der Böden erstreckt sich z.B. auf geordnete Abfalldeponien, Anwendungsbeschränkungen schwer abbaubarer Altstoffe in technischen Prozessen und Pflanzenschutzmitteln sowie die kontrollierte Düngung mit Klärschlamm. Die Entwicklung des technischen Umweltschutzes ist eine wesentliche Voraussetzung für präventive Maßnahmen zur Entlastung der Umwelt von potenziellen Schadstoffen.
Tertiärisierung.
Nach der Drei-Sektoren-Hypothese kommt es mit zunehmendem Pro-Kopf-Einkommen zu einer sektoralen Strukturveränderung vom primären über den sekundären zum tertiären Sektor, d.h. es findet ein Übergang von der Agrar- über die Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft statt. Die These von der nachindustriellen Gesellschaft geht ebenfalls davon aus, dass das materielle Wirtschaftswachstum der industriellen Gesellschaft zunehmend von einem nichtmateriellen Wachstum abgelöst wird. Der wissenschaftliche und technologische Fortschritt dringt in sämtliche Wirtschaftsbereiche ein, die Erwerbs- und Berufsstruktur ändert sich dahingehend, dass qualifizierte Berufe und technische Intelligenz die nachindustrielle Gesellschaft prägen. Insbesondere die Schwellenländer weisen ein hohes Wachstum des Dienstleistungssektors auf (Singapur 1980-93 Zunahme um 7,4%, Ostasien/Pazifik um 8,2%, Europa nur um 2,5%).
Die Nachfrageverschiebung von Waren zu Dienstleistungen begünstigt vor allem die Wohnungsnutzung, den Verkehr und den Tourismus, also Einkommensverwendungen, die die Umwelt durch Energieverbrauch, Lärmbelästigung und Umwandlung von naturnahen Flächen in Siedlungsflächen belasten. Abgesehen vom Transportwesen werden jedoch auch Einkommen geschaffen, ohne dass die natürliche Umwelt stark beeinträchtigt wird (Verwaltung).
#Troposphärenverschmutzung.
Großräumige Belastung der Troposphäre (Luftschichten bis 15km Höhe) luftchemisch gebildeter oder anthropogen eingetragener Spurengase (Kohlendioxid CO2, Methan CH4, Distickstoffoxid N 2O, Fluorchlor-Kohlenwasserstoffe FCKW und Halogenwasserstoffe).
Die überhöhte Zufuhr eutrophierender Gase resultiert aus industriellen und landwirtschaftlichen Aktivitäten. Die Intensivierung der Landwirtschaft , der Verbrauch fossiler Energieträger und das zunehmende Verkehrsaufkommen unterstützen des weiteren die Freisetzung von Säurebildnern.
Die veränderte Spurengaszusammensetzung schädigt die Biosphäre, indem sie Ernährungsgrundlagen und die Artenzusammensetzung modifiziert. Z.B. verursacht die Eutrophierung mit Stickstoff sowie die Versauerung Schäden an Waldökosystemen, die zu Produktionsverlusten führen. Neben biologischen Konsequenzen und Ernteeinbußen bestehen vor allem in Smog-Gebieten erhebliche Gesundheitsrisiken für den Menschen. Die mit der Verschmutzung einhergehende Trübung der Atmosphäre verstärkt die Rückstreuung der Sonneneinstrahlung und verstärkt somit den Treibhauseffekt .
#Überdüngung.
Überdüngung ist der Eintrag mineralischer und organischer Stoffe in Ökosysteme, die den physiologischen Bedarf der betroffenen Populationen übersteigen. Seit der Industrialisierung hat die Konzentration anthropogener Schadstoffe in Luft, Wasser und Boden (SO2, NOx, Kohlenwasserstoffe) drastisch zugenommen. Luftschadstoffe können über große Entfernungen transportiert werden und wie im Fall mitteleuropäischer Emissionen im skandinavischen Raum die Versauerung von Böden und Gewässern unterstützen. Intensive Landwirtschaft mit unangepassten Düngergaben fördert die Überdüngung von Standorten.
Durch Überdüngung werden Stoffe angereichert, die entweder im System verbleiben, in den meisten Fällen jedoch mit dem Oberflächenabfluss, dem Sickerwasser oder gasförmig abtransportiert werden (Phosphate, Nitrate gelangen in Grundwasser und Vorfluter, Lachgas entweicht aus Waldökosystemen). Überdüngung belastet nicht nur Nachbarökosysteme, sondern ist auch unökonomisch.
#Übernutzung natürlicher Ressourcen.
Übernutzt werden Bestände, wenn die natürliche Reproduktion die entnommenen Ressourcen nicht mehr ausgleichen kann. Häufig werden tropische Holzarten zu stark abgeerntet, Grasländer überweidet, Fanggründe überfischt, so dass die wildlebenden Populationen stark dezimiert werden.
Das Bevölkerungswachstum führt zur gesteigerten Nutzung biologischer Ressourcen durch Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzflächen auf marginale Standorte, womit das Risiko der Übernutzung zunimmt. Der technische Fortschritt, der die Erschließung selbst abgelegener Gebiete lohnend macht, leistet diesem Prozess Vorschub. Internationale Märkte für natürliche Ressourcen und fallende Handelsschranken (Globalisierung ) verstärken diesen Trend ebenfalls. Informelle Nutzungsrestriktionen zur Vermeidung der Übernutzung sind im Zuge des gesellschaftlichen Wandels häufig verloren gegangen.
Mit der Dezimierung natürlicher Populationen geht eine genetische Verarmung einher, die im Extremfall zur Ausrottung von Arten führt. Jede Nutzung biologischer Ressourcen hat Veränderungen, als extreme Konsequenz auch Konversion der Ökosysteme zur Folge. Die Entwicklung neuer Technologien und die Substitution von Werkstoffen können die Produkte aus wildlebender Flora und Fauna ersetzen. Auf politischer Ebene tragen internationale Abkommen und Institutionen zur ressourcenschonenden Nutzung der Umwelt bei.
Urbanisierung.
Wachstum der Städte, Verlagerung des sozialen Lebens vom Land in die Stadt und Durchdringung des Landes mit städtischen Lebensformen. Mit der Urbanisierung gehen naturräumliche, ökonomische und soziale Veränderungen einher (Versiegelung, Deposition von Abfall, Luftverunreinigungen, Wasserverschmutzungen, Ausweitung der Verkehrsnetze und unangepasste Müllbeseitigung, Umstrukturierungen des Arbeitsmarktes, Veränderung gesellschaftlicher Verknüpfungen).
Veränderung der Eiskappen und Gletscher.
Die mit dem Klimawandel einhergehende Erhöhung der Lufttemperatur führt zum Schmelzen von Eiskappen und Gletschern, so dass der Meeresspiegel ansteigt und bei intensiven Tauvorgängen die Wassertemperatur der Ozeane abnimmt. Damit ist ein Wandel der Tier- und Pflanzengemeinschaften verbunden (Ab-, Zuwanderungen, Aussterben).
Veränderung der lokalen Wasserbilanz.
Die Wasserbilanz umfasst Zu- und Abflüsse, die Evaporation (passive Verdunstung aus dem Boden) sowie die Transpiration (aktive Verdunstung der Vegetation). Das in natürlichen Systemen langfristig vorherrschende Gleichgewicht dieser Faktoren wird durch Wasserentnahme (Trinkwasser, Bewässerung, Trockenlegung von Tagebauen), die Erhöhung der Evaporation (Abholzung) und der Transpiration (Veränderung von Vegetationsbeständen) erheblich beeinträchtigt.
Veränderung der Wasserqualität.
Industriebetriebe, Verkehr und Haushalte tragen Schadstoffe (Öl, Salze, Schwermetalle, Abfälle) in Gewässer ein und verändern damit dessen Qualität. Tier- und Pflanzenpopulationen werden belastet und gleichzeitig die menschliche Nutzung wie z.B. die Gewinnung von Trinkwasser erschwert (Säuberung, Aufbereitung).
Veränderungen des Grundwasserspiegels.
Grundwasser entsteht aus unterirdischem Zufluss und versickerndem Niederschlagswasser. Melioration (Be- und Entwässerung), die der Umwandlung von trockenen Gebieten (Bewässerung) und Mooren (Entwässerung) in landwirtschaftliche Nutzflächen dient, verändert den lokalen Grundwasserspiegel. Außerdem trägt die Urbanisierung, der Ausbau von Verkehrswegen und die Nutzung natürlicher Gewässer (Gewinnung von Trinkwasser) zur Veränderung des Grundwasserspiegels bei. Tier- und Pflanzengemeinschaften müssen sich an die neuen Bedingungen anpassen (z.B. Auenvegetation an trockengelegten Flussufern, Veränderung und Konversion von Ökosystemen).
#Verdichtung.
Boden weist im natürlichen Zustand ein System von Hohlräumen auf, das auf die Bodenentwicklung und die Aktivität der Mikro- und Makrofauna zurückzuführen ist. Durch Verdichtung wird die Kontinuität der Hohlräume unterbrochen.
Verdichtungen werden durch den Einsatz schwerer Maschinen in der Landwirtschaft, Viehtritt und Einlagerungen feinkörnigen Materials verursacht. Als Folge ist die Funktion des Porensystems des Bodens, das dem Luft- und Wassertransport dient, stark eingeschränkt.
Verlust biosphärischer Senken.
Kohlenstoff wird in der Phytomasse und den Ozeanen, die die Senken im globalen Kohlenstoffkreislauf darstellen, gespeichert. Waldbrände, Abholzungsaktivitäten und Nutzungsveränderungen dezimieren die Biomassespeicher. Des weiteren wird durch Temperaturerhöhung (regionaler und globaler Klimawandel ), die zu geringerer Wasserlöslichkeit von Kohlendioxid (CO2 ) führt, weniger Kohlenstoff gespeichert.
#Versalzung.
Versalzung ist sowohl ein natürlicher als auch durch Bewässerung verursachter Prozess. Ist der Wassernachschub durch Niederschläge oder das Bewässerungswasser geringer als die Verdunstung (Evapotranspiration), erfolgt ein Aufwärtstransport von Salzen mit dem kapillaren Aufstieg. Die Versalzung hängt folglich von der Salzmenge und der Wassernachlieferung aus tieferen Schichten des Bodens ab.
Eine Ausweitung der bewässerten Flächen, d.h. die Intensivierung der Landwirtschaft, und lokale Einträge über die Atmosphäre verstärken diesen Trend. Versalzung wirkt auf die soziale und ökonomische Marginalisierung (Verdrängung vom Markt), da agrarisch genutzte Flächen nicht unbegrenzt ausgeweitet werden können. Des weiteren werden natürliche Ökosysteme destabilisiert mit der Folge abnehmender biologischer Vielfalt und potenzieller Konversion der Systeme.
#Versauerung.
Im Laufe der Verwitterung werden im Boden Ionen freigesetzt, die eine saure Reaktion hervorrufen und die Eigenschaften der Böden und das Pflanzenwachstum direkt beeinflussen. Die Anreicherung der Ionen - als absolute Akkumulation durch Einträge (exogen) oder Freisetzung aus dem verwitternden Gestein (endogen) und als relativer Prozess durch Auswaschung anderer Ionen - führt zur Versauerung der Böden.
Bodenversauerung tritt durch Schadstoffeinträge aus der Atmosphäre, saure Niederschläge, sauren Dünger, Nährstoffentzug durch die Vegetation auf. Die unsachgemäße Nutzung landwirtschaftlicher Standorte, z.B. durch übermäßiges Düngen, und die verstärkte Belastung der Atmosphäre seit der Industrialisierung fördern die Versauerung.
Aus stark versauerten Böden werden bevorzugt schwerlösliche und toxische Mineralien (Eisen, Aluminium) gelöst, die zur Eutrophierung von Gewässern und Destabilisierung von Ökosystemen, z.B. Waldsterben, sowie zum Verlust an Fertilität und biologischer Vielfalt führen können.
Die Folgen der Versauerung können durch technischen Fortschritt, Umweltbewusstsein und internationale Abkommen vermindert werden.
#Versiegelung.
Versiegelte Flächen sind oberflächlich abgedichtet, so dass der Gas-, Stoff- und Wasseraustausch zwischen Boden und Atmosphäre stark herabgesetzt oder unterbunden ist. Urbanisierung, Zersiedelung, Ressourcenabbau und der Ausbau von Verkehrswegen, d.h. die extreme Beanspruchung und Übernutzung der Ökosysteme, leisten der Versiegelung enormen Vorschub.
Auf versiegelten Flächen fließt Wasser bevorzugt oberflächlich ab, so dass der Grundwasserspiegel absinkt. Evaporation (passive Verdunstung aus dem Boden) und Transpiration (aktive Verdunstung der Vegetation) werden eingeschränkt. Durch Unterbindung der natürlichen Stoff- und Energieflüsse werden die Ökosysteme destabilisiert (Verlust an biologischer Vielfalt, Fragmentierung, Konversion).
Diesem Trend kann im privaten Bereich bereits entgegengewirkt werden, indem bei der Anlage von Hauseinfahrten und Parkplätzen durchlässiges Material zum Einsatz gelangt, das potenziellen Vegetationswuchs zulässt.
Verstärkter Treibhauseffekt.
Der natürliche Treibhauseffekt wird durch Spurengase (CO2 , H2O, CH4) in der Troposphäre – der uns unmittelbar umgebenden Luftschicht bis in 15km Höhe – hervorgerufen. Die Gase lassen die kurzwellige Sonnenstrahlung nahezu ungehindert bis zur Erdoberfläche passieren, während sie einen Teil der langwelligen Wärmestrahlung, die von der Erde ausgestrahlt wird, absorbieren. Deshalb heizen sich die Erdoberfläche und die bodennahe Luftschicht auf. Ohne diesen natürlichen Treibhauseffekt würde die durchschnittliche Lufttemperatur der Erde nicht +15°C, sondern –18°C betragen.
Durch anthropogene Einflüsse wie Heizen, Verkehr und Industrie wird der Treibhauseffekt verstärkt. Folgen der Temperaturerhöhung sind Klimawandel, ein Anstieg des Meeresspiegels sowie die Verschiebung von Klimazonen mit kaum abschätzbaren Einflüssen auf verschiedene Formen der Landnutzung.
Verstärkung biosphärischer Quellen.
Im globalen Kreislauf fungieren Biomasse und Meere als potenzielle Kohlenstoffquellen. In natürlichen Systemen geben Ökosysteme durch Dekomposition, chemische Prozesse und Temperaturschwankungen aus Vegetation, Wasser und Boden gasförmige Kohlenstoffverbindungen in die Atmosphäre ab. Anthropogene Aktivitäten wie die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen und Abgase aus Industrie, Verkehr und Haushalten (Heizungen) führen zu verstärkter Zunahme des atmosphärischen Kohlenstoffgehaltes. Der mit Temperaturerhöhung einhergehende Klimawandel setzt ebenfalls vermehrt Kohlenstoff aus den Ozeanen frei.
Verstärkung des nationalen Umweltschutzes.
Mit Hilfe von Auflagen z.B. zu Grenzwerten für Schadstoffemissionen, Abfalltransporten und -deponien (Sondermüll) wird das Umweltrecht (z.B. europäische Umweltgesetze) auf nationaler Ebene umgesetzt. Neben solchen Richtlinien eröffnet die Ausweisung von Schutzgebieten (Naturpark, Nationalpark, Biosphärenreservat) Potenziale, die natürliche Umwelt zu schützen und ihre Regeneration zu unterstützen.
Wachsendes Technologierisiko.
Die zunehmende Automatisierung und Technologisierung der Produktion kann kaum abzuschätzende Gefahren schaffen. Am Beispiel der Atomkraftwerke wird deutlich, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Unfalls nicht sehr hoch ist, die Schäden bei Eintritt jedoch enorme Ausmaße erreichen (Tschernobyl 1986: Strahlenverseuchung, Missbildungen bei Kindern, drastisch erhöhtes Krebsrisiko). Des weiteren erwächst die Gefahr von Flussbelastungen mit Schwermetallen und Quecksilber, wenn die bei der Erzgewinnung anfallenden Schlämme nicht sachgemäß gelagert werden und ins Gewässer gelangen.
Wachsendes Umweltbewusstsein.
Umweltbildung und steigende Sensibilisierung für Umweltprobleme fördern den verantwortungsbewussten Umgang mit der natürlichen Umwelt. Eine Bevölkerung, die mit Umweltbewusstsein und Bereitschaft zu umweltgerechtem Verhalten hinter den politischen Entscheidungsträgern steht und die Lösung globaler Umweltprobleme einfordert, ist Voraussetzung einer erfolgreichen Globalen Umweltpolitik.
Wachsendes Verkehrsaufkommen.
Zunehmende Verkehrsströme tragen erheblich zur Belastung der Umwelt durch Emission von Abgasen (NOx, SO2, cyclische Kohlenwasserstoffe) und Ruß sowie durch gesteigerten Flächenverbrauch (Ausbau der Verkehrswege, Parkplätze) bei. Der private Autoverkehr begünstigt die Bildung von bodennahem Ozon (Allergien, Reizungen der Atemwege), während Abgase des Luftverkehrs zur Ozonzerstörung in höheren Schichten der Atmosphäre beitragen (Ozonloch).
Wissens- und Technologietransfer.
Die Übermittlung von Wissen und Technologien in Entwicklungsländer steht im Gegensatz zur reinen Übertragung von Maschinen, Anlagen und Fertigprodukten, wie sie in der Mitte des 20. Jahrhunderts vorherrschte.
Zentralisierung wirtschaftspolitischer Strategien.
Das Bestreben, wirtschaftspolitische Entscheidungsbefugnisse in einer Hand zu konzentrieren, eröffnet die Option, den Schutz der Umwelt im regionalen Maßstab zu koordinieren. Die Lösung lokaler Umweltprobleme erfordert jedoch Bürgernähe, denen zentralistische Strategien nicht gerecht werden. Z.B. müssen Entscheidungen zu staatlichen Produktionssubventionen an lokal variierende Verhältnisse der einzelnen Produktionsstandorte angepasst sein (Rohstoffverfügbarkeit, potenzielle Abfallentsorgung).
Zersiedelung.
Unkontrolliertes Wachstum von Städten und Siedlungen. Zersiedelung wird durch wachsende Industrie und Wohngebiete, flächenintensive Nutzungsformen der Infrastruktur (Flughäfen) und verstärkten Ausbau von Hotel- und Ferienanlagen hervorgerufen. Sie fördert z.B. die Zerschneidung von Ökosystemen (Fragmentierung, Konversion) und die Versiegelung sowie erschwert die Erhaltung von Gebieten mit Schutzstatus.
Zunahme der sozialen und ökonomischen Disparitäten.
Der Arbeitsmarkt schafft soziale und wirtschaftliche Vernetzungen zwischen Individuen. Ungleichheiten (Disparitäten) ergeben sich aus strukturellen Umwälzungen wie z.B. Massenentlassungen, Verlagerung von Produktionsstandorten und Zuwanderung konkurrenzstarker Unternehmen, die direkt auf die Lebenssituation der Bevölkerung wirken und außerdem Marginalisierung (Verdrängung in soziale und wirtschaftliche Randpositionen) auslösen.
Zunahme der Welthandelsströme.
Anstieg der weltweiten Im- und Exporte. Durch die Zunahme der Welthandelsströme müssen größere Warenmengen bewältigt werden, weshalb das Verkehrs- und Transportaufkommen ansteigt oder die Transporteffizienz gesteigert werden muss. Als Beleg dient der Ausbau von Flug- und Seehäfen. (Beispiel Hongkong: Wiedererstarkter Zwischenhandel mit China).
Zunahme ethnischer und nationaler Konflikte.
Konflikte entstehen durch Abspaltung von Interessensgruppen nach ihrer ethnischer Zugehörigkeit, aus traditionellen Besitzansprüchen oder politischer Motivation (Tschetschenien, Ex-Jugoslawien, politische Minderheitenkonflikte wie die Kurden in der Türkei). Sich erschöpfende natürliche Ressourcen wie vor allem Trinkwasserquellen sowie Vorräte an Bodenschätzen wie Erdöl, Erdgas und Erzen rufen aufgrund der damit verbundenen ökonomischen Notlage ebenfalls politische Auseinandersetzungen auf nationaler wie internationaler Ebene (z.B. Trinkwasser im Jordangebiet, Ölquelle in Kuwait) hervor.
Zunahme internationaler Abkommen und Institutionen.
Internationale Vereinbarungen zum Klima- und Artenschutz (z.B. Rio de Janeiro 1992, Kyoto 1998, Washingtoner Artenschutzkonvention, CITES) sollen den Erhalt der natürlichen Umwelt im globalen Maßstab sicherstellen. Z.B. konnte die Internationalen Walfangkommission ein umfassenden Fangverbotes durchsetzen, das den Schutz der Säugetiere unterstützt.
Zunahme umweltverträglicher Wirtschaftsweisen.
Innovative Programme, umweltpolitische Vorgaben, der gesellschaftliche Bewusstseinswandel und das damit verbundene Konsumverhalten führen zu strukturellen Veränderungen der Produktion, in deren Folge Umweltbelastungen vermindert werden. So sind vor allem in Industrieländern die Investitionen in Emissionsreduktionsmaßnahmen in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen und Umweltcontrolling, Auditing und Umweltberichte werden zunehmend selbstverständliche Elemente des betrieblichen Ablaufs.
Zunahme struktureller Arbeitslosigkeit.
Die Entwicklung dynamischer Volkswirtschaften ist mit einem Wandel von Wirtschaftstrukturen und damit von Angebot und Nachfrage nach Arbeitskräften verbunden. Die strukturelle Arbeitslosigkeit lässt sich auf Strukturprobleme des Arbeitsmarktes zurückführen, d.h. das Angebot an Arbeitsleistungen einer bestimmten Art, die sich nach Qualifikation, Berufserfahrung, Geschlecht etc. unterscheiden, übersteigt die Nachfrage nach Arbeitsleistungen dieser Art. Zudem sind die Arbeitskräfte nicht ausreichend mobil, um sich an die Arbeitsnachfrage anzupassen und auf anderen Märkten Arbeit zu finden. Strukturprobleme des Arbeitsmarktes beziehen sich nicht nur auf einen räumlichen Ausgleich der Nachfrage, sondern auch auf das Qualifikationsprofil des Arbeitsangebots.
Die strukturelle Arbeitslosigkeit wird von anderen Arten der Arbeitslosigkeit, wie der saisonalen Arbeitslosigkeit und der konjunkturellen Arbeitslosigkeit (ausgelöst durch gesamtwirtschaftliche Nachfragerückgänge) abgegrenzt.
Zunahme von Spurengasen.
Gase, die nur in Spuren in der Atmosphäre vorkommen, wie CO 2, NOx, CH4undFCKW wirken bei Anreicherung in der Atmosphäre als Treibhausgase und potenzielle Ozonzerstörer (vgl. verstärkter Treibhauseffekt).
Zunehmender Tourismus.
Tourismus bezeichnet den nationalen und internationale Fremdenverkehr. "Massentourismus" ist durch Entwicklung des Pauschalreisemarktes gekennzeichnet. Verbunden mit dieser Zunahme sind kurzfristige, ökonomische Erfolge (Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze), aber auch langfristige, negative ökologische Folgen (Versiegelung von Boden, Zerstörung von Ökosystemen, Verbrauch fossiler Brennstoffe, Abfälle, Lärm etc.), die in der Regel nicht durch die anfallenden Reisekosten internalisiert werden. Deshalb gibt es mittlerweile auch eine Tendenz zu einem "sanften Tourismus", der versucht eine ökologie-orientierte Tourismus-Industrie zu begründen.
#Zunehmender Verbrauch von Rohstoffen und Energie.
Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungssektor verbrauchen Rohstoffe, zu denen Boden, Wasser, Holz, Erze und Metalle zählen, sowie Energie. Weltweit gibt es hier einen Trend zur Verbrauchserhöhung: Der Weltverbrauch von nicht-erneuerbaren Primärenergieträgern (Kohle, Erdöl, Erdgas, Kernenergie) stieg zwischen 1970 und 1992 um 64% und zwischen 1980 und 1992 um 23% (Fischer-Weltalmanach 1996: 1063). Die Weltförderung von Eisenerz nahm zwischen 1979 und 1993 um 76% zu (Fischer-Weltalmanach 1996: 1021 und 1982: 865).
Mit dem Wachstum des industriellen Sektors erhöht sich der Verbrauch an Rohstoffen und Energie. Die Verkürzung der Produktlebensdauer steigert den Verbrauch ebenfalls. Auch innerhalb der Tourismusbranche nimmt durch gesteigerten Aufwand für Transport, Infrastruktur und Dienstleistungen der Durchsatz an Rohstoffen und Energie zu. Dämpfend wirkt dagegen die Steigerung der Ressourcenproduktivität.
Zunehmendes Partizipationsinteresse.
Übergeordnetes Recht (z.B. Europa-Recht) muss in nationale Gesetze (Mitgliedstaaten der EU) umgesetzt werden. Die Umsetzung hängt in erster Linie vom Beteiligungswillen der Staaten selbst ab, wird aber auch von den übergeordneten Gremien eingefordert. Zusätzlich fördert bürgernaher Umweltschutz die Identifikation der Menschen mit ihrer Umgebung und ermöglicht somit die effiziente und motivierte Umsetzung lokaler Prämissen.


Weitere Quellen:

Artenvielfalt - WBGU 1999: 461

Biologische Vielfalt - WBGU 1999: 461

Genetische Vielfalt - WBGU 1999: 463

- Degradation
bezeichnet die Veränderung von Ökosystemen, die zum Verlust bzw. zur Beeinträchtigung ihrer Funktionen führt.

Psychosoziale Sphäre - WBGU 1998: 370

Boden WBGU 1994

- Boden

Boden ist der Teil der oberen Erdkruste, der nach unten durch festes oder lockeres Gestein, nach oben durch eine Pflanzendecke oder den Luftraum begrenzt ist, während er zur Seite in benachbarte Böden übergeht. Er ist ein dynamisches System im Fließgleichgewicht. Auf Veränderungen der Randbedingungen reagiert dieses System in unterschiedlichen Zeitskalen von wenigen Jahren (z.B. pH-Wert) bis Jahrtausenden (Textur und Struktur). (siehe Kap. D 1.1.2).
- Bodendegradation
Anthropogene Bodendegradationen sind dauerhafte oder irreversible Veränderungen der Strukturen und Funktionen von Böden, die durch physikalische und chemische oder biotische Belastungen durch den Menschen entstehen und die Belastbarkeit der jeweiligen Systeme überschreiten (siehe Kap. D 1.1.2.3).
- Bodenfruchtbarkeit
Die Bodenfruchtbarkeit wird bestimmt durch die Höhe des natürlichen Nährstoffvorrats und die pflanzenverfügbare Wassermenge. Als besonders fruchtbar gelten weitgehend natürlich belassene Böden, z.B. Flußmarschen oder Moorgebiete.
- Bodenfunktionen
Man unterscheidet vier wichtige Funktionen von Böden: Lebensraumfunktion, Regelungsfunktion, Nutzungsfunktion (besteht aus Produktionsfunktion, Trägerfunktion und Informationsfunktion) und Kulturfunktion von Böden (siehe Kap. D 1.1.2.1).
- Bodenstruktur
Anordnung der festen Bodenbestandteile. Die Bodenstruktur bestimmt neben anderen Faktoren (Bodentextur, Bodentiefe) wesentlich die Bodenfruchtbarkeit. Sie ist abhängig von Korngrößenverteilung, organischer Substanz, Wassergehalt und äußeren Einflüssen.
- Bodentyp
Kleinste räumliche Einheit, die innerhalb vorgegebener Grenzen eine einheitliche Gestalt (Struktur) aufweist, was sich in einer vertikalen Anordnung der Bodeneigenschaft ausdrückt (Bodenhorizonte).
- Bodenverdichtung
Verringerung des Gesamtvolumens des Bodens durch Verpressung oder Setzung. Die Lagerungsdichte, das Porenvolumen sowie die Porengrößenverteilung ändern sich. Dadurch sinkt die Versickerungsrate, während der Oberflächenabfluß und damit die Erosionsgefahr steigen (siehe Kap. D 1.1.2.3).
- Bodenversalzung
Anreicherung von Salzen in und auf Böden, speziell in semiariden und ariden Klimazonen (Ariditätsindex), zumeist infolge mangelhafter künstlicher Bewässerungssysteme. Dabei werden die Grundwasserverhältnisse negativ verändert, salzhaltige Wässer kommen an die Oberfläche, werden aber nicht abgeführt, so daß bei der Verdunstung des Wassers die Salze zurückbleiben. Die Böden werden dadurch unfruchtbar.
- Bodenversauerung
Abnahme des pH-Wertes von Böden aufgrund starker Belastung durch Schadstoffimmissionen aus der Luft. Eintritt, Verlauf und Ausmaß der Belastung sind von Standort-, Bestands- und Bewirtschaftungsfaktoren abhängig.
- Alkalisierung
bezeichnet die Entstehung von Alkaliböden in vorwiegend aridem und semiaridem Klima auf tonigen Substraten mit schlechter Wasserführung wegen mangelhafter Bewässerungssysteme.